Der alte Dom zu Mainz Der alte Dom zu Mainz
150 Münzen im Alten Dom gefunden

Winzige Funde – von hohem Wert und nicht minder spannend

Eine der kleinsten Fundgruppen bilden in St. Johannis die fast 150 bisher gefundenen Münzen – sie wurden  in unterschiedlichen Grabungsschichten entdeckt, und stammen aus unterschiedlichen Zeiten.

Erstaunlich ist eine Häufung von 47 Stück an relativ begrenzter Stelle im Grabungsbereich des Südseitenschiffes. 34 dieser Münzen sind silberne Handheller, geprägt in Hall am Kocher in der Zeit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts bis hinein ins 14. Jahrhundert. 17 Stück lagen konzentriert in einem Bereich innerhalb einer bestimmten Schicht.

Zufall? Oder handelt es sich hierbei vielleicht um den sehr spät wiedergefundenen Inhalt einer vor Jahrhunderten verlorenen Geldbörse?

Die Entdeckung, dass sich das einzige bislang bekannte Kirchenportal dieser Zeit in der Ostmauer des Südseitenschiffes befand, könnte eine weitere Erklärung für viele Münzfunde an demselben Ort sein.

War hier der Haupteingang oder -ausgang der Kirche? Stand an dieser Stelle womöglich auch ein Opferstock? Entweder ist hier beim Entleeren desselben einmal ein Missgeschick passiert und einiges an Inhalt verloren gegangen, oder so mancher Kirchenbesucher hat beim Kramen nach der Opfer-Münze sein Kleingeld fallen lassen und es verschwand für Jahrhunderte in Bodenritzen oder Mauerecken.

Der Besucher im heutigen St. Johannis mag vermuten, dass zudem Münzfunde häufig ursprünglich auch Grabbeigaben waren und insofern an Bestattungsorten gefunden wurden. Doch da irrt er sich. Fast alle der in und um den Alten Dom gefundenen Gräber sind beigabenlos. Nur in auf zwei Ausnahmen werden Münzbeigaben nachgewiesen. In einem Kindergrab des 6./7. Jh. im südwestlichen Pfeilerbau entdeckte man sich bereits 2014 eine spätantike Münze – einen sogenannten Charonspfennig. Eine solche Münze wurde ursprünglich in der Antike verstorbenen Griechen als Grabbeigabe unter die Zunge gelegt , um sicher zu stellen, dass der Tote dem Fährmann Charon die Überfahrt in das Totenreich des Hades begleichen kann. Die Römer und andere Kulturkreise übernahmen später diese Bestattungssitte. Sie hielt sich bis in das Frühmittelalter hinein.

Zwei weitere Münzfunde ziehen nun die Aufmerksamkeit des Grabungsteams auf sich: Im Grab mit der Positionsnummer 3778 südlich der Westchorecke gelegen, ist zu jeder Seite des Kopfes des Bestatteten jeweils eine Münze platziert. Sie werden gereinigt und restauriert und von Numismatiker Jérémie Chameroy analysiert. Sein Ergebnis: Die Münze mit Nr. 1914.1 wurde zwischen 822 und 840 in Dorestad geprägt. Die Münze mit Nr. 1915.1 war an einer Fibel befestigt. Münzfibeln finden sich immer wieder in Gräbern östlich des Rheins und sind immer Denare Ludwigs des Frommen (814-840). Es handelt sich also um Denare aus der Karolingerzeit.