Der alte Dom zu Mainz Der alte Dom zu Mainz
1036

Der neue Dom

Wohl bei seinem Amtsantritt veranlasste Erzbischof Williges den Bau einer neuen, monumentalen Kathedralgruppe. Willigis wählte dafür überraschenderweise einen neuen Bauplatz etwa 50 Meter östlich seiner episkopalen Amtskirche.

Erzbischof Willigis (975-1011) war einer der einflussreichsten Mainzer Erzbischöfe des Mittelalters. Er erhielt von Papst Benedikt VII. den Vorrang vor allen Erzbischöfen und Bischöfen nördlich der Alpen und damit einhergehend das Recht, die ostfränkischen Könige zu krönen.

1009 war der Bau der neuen Kathedralgruppe soweit fertiggestellt, dass man sie hätte weihen und ihrer Funktion zuführen können. Doch sie brannte in der Nacht zuvor nieder und konnte erst eine Generation später im Jahr 1036 geweiht werden. So blieb die alte Kathedrale weiterhin Bischofskirche.

Dies bedeutete, dass die heutige St. Johanniskirche Schauplatz der beiden in Mainz stattfindenden Königskrönungen war: 1002 krönte Willigis Heinrich II. und 1024 krönte Erzbischof Aribo Konrad II. Eine Ironie der Geschichte: Noch vor der Fertigstellung des neuen Doms ging das Krönungsrecht an die Kölner Erzbischöfe über.

Weit wichtiger als die beiden Krönungen ist für das Verständnis der Baugeschichte von St. Johannis aber, dass 1021 Erzbischof Erkanbald, der Nachfolger von Willigis, in seiner Amtskirche in einem Sarkophag bestattet wurde. Dieser wurde in St. Johannis gefunden und konnte 2019 geöffnet werden. St. Johannis war damals also St. Martin, die Kathedrale!

Mit der Weihe 1036 ging das Martinspatrozinium definitiv vom Alten auf den Neuen Dom über. Der Alte Dom wurde Johannes dediziert; vielleicht ging das Patrozinium damals vom alten Taufhaus an die alte Kathedrale über. Aber an den ursprünglichen Patron erinnert bis heute das Kirchweihfest der Johanniskirche: Es wird am 11. November, dem Martinstag, gefeiert.

Fachberatung Dr. Guido Faccani