Der alte Dom zu Mainz Der alte Dom zu Mainz
600 - 900

Die frühmittelalterliche Kathedrale

Der südwestlichste Teil der Großarchitektur auf dem Standort vom heutigen Alten Dom St. Johannis wurde im 5. oder 6. Jh. zu einem dreischiffigen Raum umgebaut. Der Grundriss lässt zwar an eine Kirche denken, was aber nicht als Beleg für eine solche Nutzung ausreicht – mehrschiffige Grundrisse sind auch für Speicherbauten bekannt und für zivile Repräsentationsarchitektur. Dennoch kann angenommen werden, dass der dreischiffige Bau wohl eine Kirche gewesen ist – eben die Bischofskirche von Mainz.

Heutige Erkenntnisse über die Zeit um 1000 untermauern diese Annahme. Ihre Innenmaße sind beachtlich: 20 Meter Breite, mindestens 27 Meter Länge. Jegliche sakralen Ausstattungselemente (z.B. Altar oder Chorschranke) fehlen allerdings.

Diese Kirche wurde im 6. Jahrhundert um ein Baptisterium, ein Taufhaus erweitert. In einem seiner Gedichte schreibt Venantius Fortunatus darüber. Anlass war sein Besuch in den 560er Jahren beim Mainzer Bischof Sidonius:

Hochaufragend glänzt die Halle der Heiligen Taufe.
Dieses Gebäude hat der Bischof Sidonius erbaut,
der die Verehrung Gottes förderte durch Erneuerung von Kirchen
.

Das von Venantius genannte Baptisterium ist noch nicht nachgewiesen – und vielleicht wird es auch nie entdeckt werden. Dies hängt nicht zuletzt vom Fortgang der noch laufenden Ausgrabungen ab.

Um 750 war Bonifatius – der sogenannte „Apostel der Deutschen“ – Erzbischof von Mainz. Unmittelbar nach seinem Märtyrertod setzte besonders in Mainz und im Kloster Fulda die Verehrung des Heiligen ein. Seine Bischofskirche, in der der Tote aufgebahrt und gewaschen wurde, entspricht derjenigen aus dem 5./6. Jahrhundert. Sie wurde aber mehrfach umgebaut und so z.B. im 7./8. Jahrhundert mit einem neuen Mörtelboden ausgestattet. Offen ist, was Widukind von Corvey mit seiner Bemerkung gemeint haben könnte, Erzbischof Hatto I. (Bischof 891-913) habe die Mainzer Kathedrale „verschönert“.

Fachberatung Dr. Guido Faccani